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"Und es heisst: kein Geschehen ohne 'Bedeutung zulassen wollen'". Zum Verhältnis von Glück und Dauer in Robert Musils 'Der Mann ohne Eigenschaften'

Grazzini, Serena

2019-01-01

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Abstract

In Musils Meisterwerk 'Der Mann ohne Eigenschaften' stellt Glück einen Motivkomplex dar, dessen thematische, strukturelle und ästhetische Tragweite für den Fortgang des Romans und für Ulrichs Suche nach einer Antwort auf die Frage „Wie soll ich leben?“ von zentraler Bedeutung ist. Diese Frage steht in einem sehr eigentümlichen Spannungsverhältnis zu der wesentlichen Rolle, die der Roman dem Glück im menschlichen Leben überhaupt zuschreibt, sowohl auf individueller als auch auf kollektiver Ebene. Durch seine Hauptfigur und vor allem durch das Verhältnis zwischen ihr und der Schwester Agathe entwirft der Roman eine Vorstellung des Glücks, die sich von den üblichen menschlichen und meist unbewusst angestellten Versuchen abhebt, ein Leben im glücklichen Gleichgewicht zu führen. In seiner geistigen Beschäftigung mit der Erfahrung und dem Begriff des Glücks reflektiert Ulrich über einen seelischen Zustand, der jenen „Zwangszustände[n] des Fühlens und Wollens“ entgegengesetzt ist, die – so der Erzähler – das allgemeine menschliche Zufriedensein kennzeichnen. Der Beitrag erhellt die zentrale Bedeutung des Motivs des Glücks im 'Mann ohne Eigenschaften' und fokussiert auf das Verhältnis von Glück und Dauer. Dabei wird gezeigt, wie sich der Roman auf drei verschiedenen Ebenen entfaltet, die im Spannungsverhältnis zueinander stehen und für die Glücksthematik von Belang sind: Die erste Ebene bildet die Schilderung des aus dem Gleichgewicht geratenen kollektiven "Systems des Glücks"; die zweite entspricht Ulrichs alternativer Suche nach einem nicht systematisierten Glück; die dritte ist die Nicht-Verabsolutierung dieser einen Alternative, damit sie selber nicht zum System wird.