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Distanz als Methode: Zu Uwe Johnsons Selbstverständnis als Schriftsteller in der ehemaligen Bundesrepublik, untersucht an den "Begleitumständen"

serena grazzini

2021-01-01

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Abstract

Uwe Johnson sah sich oft mit der Frage nach seinem Selbstverständnis als Schriftsteller in einem geteilten Deutschland und nach den literarischen Auswirkungen seiner durch die zeitgenössischen politischen Verhältnisse bedingten Biografie konfrontiert. Er äußerte sich mehrmals öffentlich dazu, manchmal auf spontane Weise, manchmal auf Anregung anderer (als Reaktion auf Literaturkritiker, in Interviews und Zeitungsumfragen). Liest man seine verschiedenen Aussagen darüber, kann man sich des allgemeinen Eindrucks kaum erwehren, er habe das Thema überwiegend behandelt, um politisierten und – zumindest in seinem Empfinden – reduzierenden Lesarten seiner Werke und seiner Tätigkeit als Schriftsteller vorzubeugen. Trotz aller Ironie, die Johnson seinen Gesprächspartnern in den vielen Interviews und den Gelegenheiten öffentlicher Rede entgegenbrachte, war es ihm mit dem Thema seiner literarischen und gesellschaftlichen Verortung als Schriftsteller ernst. Die auffällig distanzierte Haltung mit der er diesen Aspekt behandelte, ist weder mit Gleichgültigkeit noch mit Desinteresse zu verwechseln. Indem er sich dem politischen Pathos gewisser Lesarten seines Werkes entzog, hielt er vielmehr Fakten und Reaktionen darauf auf eine Weise auseinander, die es wiederum erlaubte, ihre Zusammenhänge besser zu erkennen und sie in der Mitteilung an andere auch kenntlich zu machen. Distanz war nämlich bei Johnson Methode, auch Schreib- und Gesprächsmethode. Der Aufsatz bietet eine Überlegung über Johnsons Frankfurter Vorlesungen "Begleitumstände", denen diese Methode zugrundeliegt, und liest sein Selbstverständnis als Schriftsteller als ein literarisch gestaltetes.