Ambiguität sprachlicher Mittel als poetische Qualität

Ambiguität kann als Charakteristikum von sprachlichen Zeichen betrachtet werden, die Polysemie aufweisen. Aus kommunikativer Sicht ist sprachliche Ambiguität nach Grices Maxime des Stils ein Manko. Dagegen kann Mehrdeutigkeit im literarischen Umfeld einen poetischen Mehrwert erzeugen. Als Attribut der poetischen Sprache bewirkt Ambiguität Verfremdung beim Lesen, wie im strukturalistischen Zeitalter postuliert wurde und durch die moderne Leseforschung bewiesen werden konnte. Es wird dabei erkannt, dass bestimmte Textelemente eine „literarische“ Reaktion produzieren, indem sie im Leser ästhetische Effekte wie Interesse, Neugier, Vergnügen, Selbstreflexion auslösen. Im Prozess des literarischen Lesens gewinnen über den "Hintergrund" von normalen Elementen abweichende formale Textelemente Kontur. Als Vordergrundelemente werden dabei u. a. Stilmittel, Tropen, Verfremdung. Es wird in dieser Arbeit gezeigt, dass auch grammatische Mittel, wie z. B. Funktionswörter, eine poetische Funktion ausüben können.