ZOUBER: LA MAGIA NEL TRISTAN DI GOTTFRIED VON STRASSBURG

Die mittelalterliche Legende von Tristan und Isolde beruht auf dem Motiv des Zaubertranks. Es kann deshalb erwartet werden, dass in jeder Bearbeitung des Tristan-Stoffs das Thema der Magie eine wichtige Rolle spielt. Die hier vorgestellt Analyse zeigt, dass dies im mittelhochdeutschen Tristan-Epos nicht der Fall ist. In der Dichtung von Gottfried von Strassburg fehlt jeder Hinweis auf übernatürliche Kräfte, wenn es darum geht, die Kunst der Königin Isolde zu beschreiben oder den Trank der Minne zu thematisieren. In Gottfrieds Tristan wird das Wort zouber nach mittelalterlichem Gebrauch im übertragenen Sinn verwendet, wobei es auf die besondere Qualität «reizender» Menschen verweist, die – wie der schlaue Odysseus – wissen, wie man andere Menschen beeinflussen und betrügen kann. Diese «Zauberei» hat nichts Übernatürliches: Es geht um die Fähigkeit, gut zu erzählen und Liebe anzuregen.