Nach dem Mehrsprachigkeitskonzept gründet das Erlernen fremder Sprachen auf vorhandenem sprachlichem, enzyklopädischem und lernstrategischem Wissen. Lernen bedeutet also, an vorhandenes Wissen anzuknüpfen: Aufgenommene Informationen werden mit bereits vorhandenem Wissen amalgamiert. Von diesem Konzept des Fremdsprachenlernens geht die Mehrsprachigkeitsdidaktik aus, deren zentraler kognitiver Lernbegriff die Inferenz ist. Unter Inferenz wird die Fähigkeit verstanden, das Vorwissen, auch das der L1, für einen Transfer erfolgreich zu nutzen. Untersuchungsgegenstand des vorliegenden Beitrags ist die methodische Darstellung, wie die Einübung von inferentiellen Lesestrategien das Leseverstehen authentischer Texte in deutscher Sprache und eine bessere Rekonstruktion der Texthandlung bei den DaF-Studierenden ‒ auch auf Anfängerniveau – fördern kann. Ein fremdsprachlicher Text kann für jemanden, der ihn zu verstehen versucht, zunächst beunruhigend sein. Das Leseverstehen wird einfacher und erfolgreicher, wenn DaF-Lernenden von Anfang an Lesestrategien bzw. -techniken vermittelt werden, die ihnen den Text zugänglicher machen und sie in die Lage versetzen, sich ihrer Erschließungsfähigkeit bewusst zu bedienen und im Text wichtige Indizien für ihre Hypothesenbildung zu finden. Eine textlinguistisch orientierte Lesedidaktik soll darauf abzielen, Leseverstehen als einen bewussten Prozess der Erkennung und Visualisierung formaler und logischer Strukturen im Text zu fördern. Der vorliegende Beitrag ist in vier Kapitel gegliedert: Nach einführenden Anmerkungen fasst Kapitel 2 zentrale Ergebnisse der kognitiven Leseforschung zusammen, mit dem Ziel, die hier beschriebene Herangehensweise zur Lesedidaktik theoretisch zu untermauern. Daran anknüpfend dient Kapitel 3 der Beschreibung des inferentiellen Lernens, das die Grundlage der Mehrsprachigkeitsdidaktik darstellt. In Kapitel 4 wird ein didaktisches Experiment präsentiert, in dem mehrsprachige inferentielle Lesestrategien analysiert werden. Im abschließenden Kapitel 5 werden die Schlussfolgerungen zusammenfassend präsentiert.

Inferenz als Erschließungsstrategie fremdsprachlicher Texte in der universitären Bildung

PATRIZIO MALLOGGI
2018-01-01

Abstract

Nach dem Mehrsprachigkeitskonzept gründet das Erlernen fremder Sprachen auf vorhandenem sprachlichem, enzyklopädischem und lernstrategischem Wissen. Lernen bedeutet also, an vorhandenes Wissen anzuknüpfen: Aufgenommene Informationen werden mit bereits vorhandenem Wissen amalgamiert. Von diesem Konzept des Fremdsprachenlernens geht die Mehrsprachigkeitsdidaktik aus, deren zentraler kognitiver Lernbegriff die Inferenz ist. Unter Inferenz wird die Fähigkeit verstanden, das Vorwissen, auch das der L1, für einen Transfer erfolgreich zu nutzen. Untersuchungsgegenstand des vorliegenden Beitrags ist die methodische Darstellung, wie die Einübung von inferentiellen Lesestrategien das Leseverstehen authentischer Texte in deutscher Sprache und eine bessere Rekonstruktion der Texthandlung bei den DaF-Studierenden ‒ auch auf Anfängerniveau – fördern kann. Ein fremdsprachlicher Text kann für jemanden, der ihn zu verstehen versucht, zunächst beunruhigend sein. Das Leseverstehen wird einfacher und erfolgreicher, wenn DaF-Lernenden von Anfang an Lesestrategien bzw. -techniken vermittelt werden, die ihnen den Text zugänglicher machen und sie in die Lage versetzen, sich ihrer Erschließungsfähigkeit bewusst zu bedienen und im Text wichtige Indizien für ihre Hypothesenbildung zu finden. Eine textlinguistisch orientierte Lesedidaktik soll darauf abzielen, Leseverstehen als einen bewussten Prozess der Erkennung und Visualisierung formaler und logischer Strukturen im Text zu fördern. Der vorliegende Beitrag ist in vier Kapitel gegliedert: Nach einführenden Anmerkungen fasst Kapitel 2 zentrale Ergebnisse der kognitiven Leseforschung zusammen, mit dem Ziel, die hier beschriebene Herangehensweise zur Lesedidaktik theoretisch zu untermauern. Daran anknüpfend dient Kapitel 3 der Beschreibung des inferentiellen Lernens, das die Grundlage der Mehrsprachigkeitsdidaktik darstellt. In Kapitel 4 wird ein didaktisches Experiment präsentiert, in dem mehrsprachige inferentielle Lesestrategien analysiert werden. Im abschließenden Kapitel 5 werden die Schlussfolgerungen zusammenfassend präsentiert.
2018
Malloggi, Patrizio
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